Kunsthandwerk

Titelblatt des Cod. Guelf. 43 Aug 2°Aus der Frühzeit des Landes sind nur kunsthandwerkliche Gräberfunde im Zusammenhang mit der asiatischen Steppenkunst bekannt. Mit der Christianisierung unter Stephan dem Heiligen (997–1038) begann der Anschluss an die westeuropäische, in der Gotik an die französische Architektur.

Mit der Thronbesteigung des Matthias Corvinus (1458) begann eine Blüte der Renaissancekunst, zahlreiche italienische Künstler wurden ins Land berufen. Besonders florentinische Maler schufen die illuminierten Handschriften (Corvinen) der Bibliographie des Königs.

Die Türkenherrschaft (1526–1686) bedeutete einen allgemeinen künstlerischen Niedergang, der auch im 18. Jahrhundert noch nachwirkte, in dem Ungarn vollständig unter dem Einfluss des österreichischen Barock stand. Im 19. Jahrhundert herrschte der europäische Klassizismus vor, bis sich mit der politischen Selbständigkeit (1867) eine nationale Kunst, besonders in der Malerei, entwickelte.

Neben einer vom Nationalgefühl getragenen Historienmalerei lieferte die zum Teil von Frankreich beeinflusste realistische Malerei einen Beitrag zur europäischen Kunst. Die Hauptvertreter waren M. von Munkácsy, der Freilichtmaler P. Merse von Szinyei (1845–1920) und der Landschaftsmaler L. Paal (1846–1879).

Die nationale Eigenart und die farbkräftige Volkskunst spiegelten sich in den realistischen Bildern der um 1895 auf dem Land gegründeten Künstlerkolonien. J. Rippl-Rónai (1861–1927) führte um 1900 den Fauvismus ein.

Ein bedeutender Vertreter der modernen ungarischen Kunst ist L. Moholy-Nagy, der Hauptmeister des Konstruktivismus in der Malerei. Nach dem 2. Weltkrieg herrschte neben einer kontinuierlich verlaufenden Volkskunst der unter sowjetischem Einfluss stehende sozialistische Realismus auf allen künstlerischen Gebieten vor.